Endlich hab ich eine - eine Pentax 67!
Diese Kamera war einmal der Traum meiner Jugend, leider völlig unerreichbar. Ich meine mich zu erinnern, dass allein der Body damals, Mitte der 90er, etwa 4000 DM gekostet hat. Als Schüler ein nicht zu realisierender Wunsch. Mit Beginn der Digitalfotografie geriet der Traum dann vollends in Vergessenheit.
Da Ich in letzter Zeit wieder Gefallen an der analogen Fotografie gefunden habe, kam der Traum zurück, zumal die alten Schätzchen inzwischen erschwinglich geworden waren. Ich fing also an im Gebrauchtmarkt zu stöbern...
Irgendwann fiel mir dann eine Pentax 67 mit 200mm-Objektiv in die Hände.
Die Pentax 67 ist eine analoge Mittelformatkamera mit Wechselobjektiven, die aussieht, wie eine aufgeblähte Kleinbild-Spiegelreflex. Das macht die Bedienung einfach, man fühlt sich sofort zuhause. Mit meinem Exemplar kam der TTL-Prismensucher mit Belichtungsmesser mit, was das Arbeiten ein bisschen einfacher macht. Der externe Belichtungsmesser kann meistens zuhause bleiben.
Wie ist es nun, damit zu fotografieren?
Das Teil ist schwer, sehr schwer, ein Eisenschwein, ein Panzer. Der Spiegelschlag ist so heftig, dass man auf dem Stativ gut daran tut, die Spiegelvorauslösung zu nutzen, um Vibrationen zu vermeiden. Mein Exemplar stammt aus 1990-1998 und hat diese Spiegelvorauslösung, Die ersten Modelle aus den späten 60ern hatten diese nicht. Das Auslösegeräusch ist laut und so richtig satt. Es passiert mir´immer wieder, dass die Leute neben mir zusammenzucken, wenn ich auslöse. Das Ding fällt auf, dezent ist was anderes. Der Holzgriff wirkt archaisch, fasst sich aber großartig an. Insgesamt wirkt alles wie aus einer anderen Zeit, was ja auch irgendwie stimmt.
Die Objektive - aktuell besitze ich deren 2: das 200mm und das 75mm aus verschiedenen Baujahren - sind absolute Spitze und lassen sich hervorragend manuell fokussieren.
Die Bildergebnisse sind wunderbar. Negative mit fast 6x7 cm Größe (Seitenverhältnis 5:4) führen beim Scannen mit 2000 dpi schon zu etwa 20 Megapixeln. Das lässt viel Spielraum in der Nachbearbeitung, wenn man das möchte. Ich versuche die Bilder möglichst wenig zu verändern, um den originalen Filmlook zu erhalten. Ein bisschen Kontrast hier und ein bisschen Schwarzpunktanpassung dort müssen reichen.
Die Art und Weise damit zu fotografieren ist völlig anders als in der digitalen Fotografie. Auf einen 120er Rollfilm passen in diesem Format genau 10 Bilder. Man komponiert jedes einzelne sorgfältig und überlegt vor dem Auslösen, ob wirklich alles stimmt. Diese Wiederentdeckung der Langsamkeit tut irgendwie gut und beeinflusst meine Fotografie insgesamt. Ich arbeite wieder bewusster und komme mit weniger Ausschuss von einem Shooting nachhause.
Beispielbilder, gescannt mit 2000dpi, Fomapan 400 auf 320 iso belichtet, Rodinal 1:25, 6 Minuten